Jetzt ist sie also vorbei, die Stichwahl in der Türkei. All die Hoffnungen, dass die willkürlichen Verhaftungen, Verurteilungen und Inhaftierungen von normalen Bürgen bis zu Journalisten in der Türkei zu einem Ende kommen, müssen begraben werden. Das Regime von Recep Tayyip Erdoğan wird wohl mit der repressiven Politik und dem weiteren Umbau der Türkei in eine muslimische Autokratie fortfahren.
Türken in Deutschland mehrheitlich für muslimisch autokratisches System in Türkei
Gemäß des amtlichen Ergebnisses des ersten Wahlgangs am 14. Mai 2023 zur türkischen Präsidentschaftswahl stimmten in der Türkei 49,24 % für Recep Tayyip Erdoğan, 45,07 % für Kemal Kılıçdaroğlu. Die Ergebnisse in Deutschland waren für alle Demokraten niederschmettert. Von den in Deutschland lebenden Türken stimmten 64,6 % für Recep Tayyip Erdoğan und nur 22 % für Kemal Kılıçdaroğlu.
In der Mehrheit stimmten mehr in Deutschland lebende Türken für eine muslimisch-autokratische Türkei als Wähler in der Türkei.
In Stichwahl noch mehr in Deutschland lebende Türken für muslimisch-autokratisches System
Im zweiten Wahlgang kippt die Türkei nun endgültig in die Autokratie. Bei der Stichwahl zur Präsidentschaftswahl stimmten in der Türkei 52,1 % für Recep Tayyip Erdoğan, 47,8 % für Kemal Kılıçdaroğlu. Die Ergebnisse in Deutschland waren für alle Migrationsforscher ein Augenöffner. Beim Stand von rund 95 Prozent der ausgezählten Wahlurnen stimmten von den in Deutschland lebenden Türken 67,4 % für Erdoğan. Also noch einmal knapp 3 % mehr als im ersten Wahlgang und rund 15 % mehr als in der Türkei.
In weiten Teilen gescheiterte Integration?
Jeder kennt die guten Beispiele der gelungenen Integration von türkischstämmigen Bürgern in Deutschland. Kolleginnen und Kollegen in Job, Nachbarn, Freunde im Verein, Eigentümer von Geschäften.
Man muß sich aber auch fragen, was bei der Integration alles schiefgelaufen ist, dass die in Deutschland in Freiheit lebenden Menschen mit 67 % für ein autokratisch-muslimisches System in der Türkei stimmen.
Denn: Es sind ja die Bürger in der Türkei, welche die negativen Folgen der Repressionen erleiden.
Man könnte denken, hinter den Hochzeits-Autokorsos, die mit türkischen Flaggen Städte und Autobahnen blockieren, steckt mehr als nur Freude über ein Familienfest. Fast könnte man meinen, die schlimmen wirtschaftlichen und politischen Zustände in der Türkei, denen man persönlich durch das Migrieren nach Deutschland entkommen ist, erscheinen aus der Entfernung nur halb so schlimm und werden daher bejubelt.
Es liegt der Schluß nahe, dass die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft hier eher geschadet hat. Anstatt sich für eine Staatsbürgerschaft zu entscheiden, hängen viele in einer exil-türkischen Zwischenwelt fest. Die Vorteile von Deutschland genießen und gleichzeitig mental tief verwurzelt sein in alter Rückständigkeit. Überall und nirgendwo wirklich zuhause.
Das Wahlverhalten vieler in Deutschland lebender Türken erinnert ein wenig daran, dass „Hühner in Freilandhaltung“ kein Problem damit haben, für die „Käfighaltung auf dem Nachbarhof“ zu stimmen.
Perspektiven für Deutschland?
Was kann diese holprige Integration für das politische System in Deutschland bedeuten?
Zurzeit haben wir rund 1,5 Mio. wahlberechtigte Türken in Deutschland. Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 gab es Deutschland 61,18 Mio. Wahlberechtigte. Ergänzend leben zurzeit in Summe 5,5 Mio. Muslime in Deutschland. Bei Verwendung gleicher Schlüssel zwischen Gesamtbevölkerung und Wahlberechtigen und unter Beachtung des Rückganges der Deutschen (ohne Migranten mit deutschem Pass) und der typischerweise höheren Geburtenrate der eingewanderten Menschen mit muslimischer Weltanschauung, kann man zukünftig von einem Wählerpotential von 15 bis 25 % für eine autokratische muslimisch geprägte Partei in Deutschland ausgehen. Mit steigernder Tendenz.
Ob die Spitzenpolitiker der Grünen das gemeint haben, als sie sagten, sie freuten sich auf ein durch Migranten verändertes Deutschland?
Für freiheitsliebende Demokraten in Deutschland bedeutet die Wahl in der Türkei jedenfalls keine rosigen Zukunftsaussichten.